06_RECHERCHE KOMMUNIKATIONSMODELLE

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Stand 26.Oktober


Unsere Recherche zu den Kommunikationsmodellen ist abgeschlossen. Dabei untersuchten wir Modelle von bekannten Psychologen und Soziologen und beschäftigten uns darüber hinaus mit den Begriffen Kommunikation, Sender, Empfänger, Botschaft, Kanal etc..

Klassisches Sender-Empfänger-Modell


Als traditionellstes unter den linearen Kommunikationsmodellen wird das
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Klassische Sender-Empfänger-Modell" von CLAUDE SHANNON und WARREN WEAVER bezeichnet. Dabei verfügen sowohl Sender als auch Empfänger über einen Zeichenvorrat. Beide treten via eines Informationskanals in Kontakt, mit welchem eine codierte Nachricht übermittelt wird. Information wird in Zeichen codiert und dann an den Empfänger übermittelt. Sender und Empfänger müssen hierbei die selbe Codierung zum Verständnis der Nachricht haben.

Obwohl dieses Modell schon sehr alt ist (es stammt aus dem Jahr 1949), hat es heute noch Bedeutung, da der Hauptfokus dieses Modells auf der technischen Übermittlung liegt. Also im Hinblick auf digitale Kommunikation die Grundvoraussetzung, um mit Personen in Kontakt zu treten.

Sechsgliedriges Modell


Als zweites lineares Kommunikationsmodell untersuchten wir das
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Sechsgliedrige Modell" von ROMAN JACKOBSON. JACKOBSON geht in seinem Modell von sechs Komponenten – mit jeweils unterschiedlichen Funktionen – für Kommunikation aus. Der Sender (emotive Funktion) bedient sich seiner Sprachfunktion und kann durch seine Sprache und sein Handeln expressiv wirken. Der Empfänger erfüllt eine konative Funktion; die Botschaft richtet sich gezielt an den Empfänger. Der Kontakt (die phatische Funktion) bildet die dritte Komponente des Modells. Er hat den bloßen Zweck, Kommunikation zu erstellen, zu verlängern oder zu unterbrechen. Hierbei steht nicht der Sinn oder die übermittelte Information im Vordergrund, sondern allein die Herstellung des Kontaktes. Der Code (die metasprachliche Funktion) bedient sich der Erläuterung und Interaktion zwischen Sender und Empfänger. Hierbei geht es um das inhaltliche Verstehen und die Frage, ob der Sender und der Empfänger den selben Code gebrauchen. Die Botschaft (poetische Funktion) bezieht sich auf die Struktur der Sprache, ihre Zeichen und Objekte. Die letzte Komponente stellt der Kontext dar, die referentielle Funktion.
Sprachliche Mitteilungen erfüllen für JACKOBSON unterschiedliche Funktionen. Ihre Vielfalt besteht in der unterschiedlichen hierarchischen Anordnung.

Fünf Axiome


PAUL WATZLAWICK geht bei seiner Theorie nicht mehr von einem linearen, sondern von einem zirkulären Kommunikationsmodell aus. Er erklärt Kommunikation mittels "Fünf Axiome", das bekannteste Axiom ist wohl "Man kann nicht nicht kommunizieren". Dies bedeutet, dass bei Kommunikation immer eine Wechselwirkung auftritt, ob wir wollen oder nicht. Somit ist Verhalten jeder Art schon Kommunikation. Jeder Kommunikation hat zudem einen Inhalts- und einen Beziehungsaspekt, d.h. über die Sachinformation hinaus, hat der Sender auch eine Beziehung zum Empfänger. Hierbei spricht man von der bekannten Metakommunikation. Kommunikation funktioniert für WATZLAWICK kreisförmig, teilweise findet eine Unterbrechung des Kreises statt, dies nennt er "Interpunktion". Ebenfalls wird zwischen analoger und digitaler Kommunikation unterschieden. Analoge Kommunikation stellt einen Ähnlichkeitsbezug zum Objekt dar, d.h. das Zeichen hat eine Ähnlichkeit zu dem, was es zeigen möchte. Digitale Kommunikation ist eine Bezeichnung für etwas, z.B. eine Beschreibung des Objektes durch Schrift. Hierfür brauchen wir Sprache, also einen Code, der wiederum erlernt werden muss. Beim letzten Axiom geht WATZLAWICK auf die Interaktion ein, er spricht von symmetrischer, auf Gleichheit beruhender, und komplementärer, also ungleicher Interaktion.

Vier-Seiten-Modell


Das "Vier-Seiten-Modell", auch Kommunikationsquadrat genannt, von FRIEDEMANN SCHULZ VON THUN sieht die Ebene des Personenbezugs als eigene Grundkomponente der zwischenmenschlichen Kommunikation. Sein Anliegen ist es, bestehende Kommunikationstheorien optimal in seine eigene zu integrieren und somit eine konkrete Hilfestellung für Alltagskommunikation in Theorie und Praxis schaffen. Für VON THUN enthalten Nachrichten viele Botschaften, die vom Empfänger anhand 4 Kriterien entschlüsselt und verarbeitet werden. Eine Seite des Modells ist der Sachinhalt, sprich der Inhalt der Nachricht. Die Selbstoffenbarungsseite beschreibt die Absichten und Gefühle. Die Beziehungsseite gibt Auskunft, was der Empfänger vom Sender hält und in welcher Beziehung sie zueinander stehen. Die Appellseite erklärt das mögliche Handeln des Empfängers nach Erhalt der Nachricht.

Theorie des kommunikativen Handelns

Der Soziologe und Sozialphilosoph JÜRGEN HABERMAS beschreibt in seiner "Theorie des kommunikativen Handelns" ein Gedankenmodell der idealen Kommunikationssituation. Sein zentrales Analyseobjekt ist die sprachliche Handlung; alles, was wir kommunizieren soll begründbar und kritisierbar sein. Hierfür müssen aber folgende Punkte Voraussetzung sein:
1. die Verständlichkeit der benutzten Zeichen
2. die sachliche Wahrheit des Mitgeteilten (objektive Wahrheit)
3. die eigene Wahrhaftigkeit (subjektive Wahrheit)
4. die Richtigkeit der Einwirkung, d.h. die Äußerung muss vor dem Hintergrund beiderseits anerkannter Werte und Normen akzeptabel sein (normative Wahrheit).

Diskursmodelle


VILÉM FLUSSER hingegen hat in seinen "Diskursmodellen" lineare und dialogische Kommunikationsformen kombiniert. Er geht davon aus, dass Diskurse die Aufgabe haben, verfügbare Informationen zu verteilen, um sie vor dem Verfall zu bewahren. Gleichzeitig muss aber auch ein Prozess der Verbreitung stattfinden.

Systemtheorie

NIKLAS LUHMANN beschäftigt sich in seiner "Systemtheorie" mit der Kommunikation von Systemen. Mehrere Gruppen gleichzeitig bilden ein System. Diese haben eine interne und eine externe Kommunikation. Die interne verbindet nicht nur Gruppen miteinander, sondern bei großen Organisationen auch Subsysteme. Die externe Kommunikation erfolgt mit Personen, mit Gruppen und anderen Systemen.

Fazit

Generell kann man die untersuchten Kommunikationsmodelle in unterschiedliche Kategorien einteilen. Das sind Modelle, die sich an der Sprache orientieren, beispielsweise das "Klassische Sender-Empfänger-Modell", psychologische Modelle, zum Beispiel die "Fünf Axiome" von Paul Watzlawick, Prozessmodelle, Beispiel Flusser, oder soziologische Modelle, hier die Systemtheorie von Luhmann zur Kommunikation von Systemen. Wir sind durch unsere Recherche jedoch zu der Erkenntnis gekommen, das es so etwas wie ein "universales" Kommunikationsmodell nicht gibt bzw. auch nicht geben wird, da jedes Modell auf seine Art und Weise wiederum Vor- und Nachteile mit sich bringt. Wir werden die Vorteile der Modelle in unsere Software integrieren, dies wird sich dann überwiegend in den Funktionen des Empfängers bemerkbar machen. So soll genau auf den Empfänger bzw. Benutzer eingegangen werden und dieser soll sich durch die Digitalität nicht eingeschränkt fühlen.
Zudem gab uns diese Recherche auch einen Anstoß, uns mit der Definition Kommunikation auseinander zu setzen, vor allem im Hinblick auf das digitale Medium. Hierbei findet zwischenmenschliche Kommunikation mittels einer Maschine statt, es ist nicht mehr notwendig, dass die Kommunizierenden lokal und physisch anwesend sind.

Fragen die uns beschäftigen

Wird Kommunikation dadurch mit dem Austausch von Information gleichgesetzt oder gar mit dem Begriff Interaktion?

Inwieweit greift eine digitale Kommunikation in unsere Persönlichkeit ein und verändert somit unser soziales Verhalten?

Wieviel Intimität bleibt dem Benutzer in der zukunftsorientierten digitalen Kommunikation erhalten?

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